






Die Glocken im Glockenmuseum Stiftskirche Herrenberg
In der Reihenfolge ihres Entstehens werden 26 Glocken und 11 Zimbelglocken vorgestellt.
Sie sind charakteristische Beispiele aus einzelnen Epochen.
Im Museum bieten die angebrachten Tafeln ausführliche Informationen.
Schon vor 1200 Jahren wurden neben den üblichen genieteten Blechglocken solche Bronzeglocken gegossen. Der Archäologe Hans Drescher hat diese Karolingerglocke an Hand von Fundstücken aus Vreden rekonstruiert. Der Nachguss der Gießerei Rincker wurde vom Rotary Club für das Glockenmuseum gestiftet. Das Original dieser Glocke wurde 1978 auf einem gesunkenen Schiff im ehemaligen Hafen der Wikingersiedlung Haithabu bei Schleswig entdeckt. Sie ist die älteste erhaltene Glocke nördlich der Alpen und gehört noch zu den frühen Bienenkorbformen mit sehr dünnwandigem Mantel. Über die Glocke selbst ist nichts bekannt. Die Ortschaft Haithabu hingegen war von der Mitte des 8. Jh. bis zur Mitte des 11. Jh. Handelsplatz zwischen Mitteleuropa und Skandinavien. Von 934 bis 984 unterstand Haithabu dem römisch-deutschen Reich. Wohl aus dieser Zeit dürfte die Glocke stammen.
Der Teiltonaufbau der Glocke ist typisch für besonders frühe Bienenkorbglocken: Ein schwer fixierbarer Schlagton, eine ungeregelte Innenharmonie, ein hervortretender und gegenüber den anderen Teiltönen stark vertiefter Unterton sowie ein herbes und bei dünnwandigen Glocken zusätzlich schrilles Timbre sind Kennzeichen dieser ältesten, gegossenen Glockengeneration Europas. Gleich neben dem Treppenaufgang hängt, von Hand läutbar, ein originalgetreuer Nachguss einer Bienenkorbglocke aus dem thüringischen Dorf Aschara. Das Original steht heute im Glockenmuseum in Apolda. Es entstand wohl im 2. Viertel des 12. Jahrhunderts und kennzeichnet die Spätphase der seit der Zeit Karls des Großen gegossenen Glocken in Bienenkorbform. Die Inschrift WOLFGERUS ME FECIT (Wolfgerus machte mich) nennt als Gießer vermutlich einen Mönch, denn bis ins 12. Jahrhundert verfügten nur die Klöster über die Kenntnisse des Glockengusses. Wohl aus dem 1. Viertel des 13. Jahrhunderts stammt die Armsünderglocke, die früher in Herrenberg als Gerichtsglocke Verwendung fand. Sie wurde in der um 1200 üblichen Zuckerhutform gegossen und gilt als die älteste Glocke Württembergs. Ihre Inschrift „TETRAGRAMATON“ (das Vierbuchstabenwort) ist eine Umschreibung des hebräischen Gottesnamens JHWH. Die Glocke wird heute als Sabbatglocke geläutet. Eine späte Übergangsform vom Zuckerhut zur spätgotischen Rippenform ist diese Leihglocke aus Altkranz in Schlesien (um 1300). Der inschriftlosen Glocke wurde der Name Osanna gegeben. Dieser verbindet den Freudenruf „Heil dir“ mit der Bitte „Hilf, Herr“. Die Innenharmonie und Klangentfaltung der Glocke unterscheidet sich deutlich von den beiden Vorgängerinnen und markiert einen Schritt in die Richtung der spätgotischen Glocken. Spätestens seit 1483 läutet diese Glocke regelmäßig in Herrenberg um 12 Uhr. Mittagsglocken rufen zum inneren und äußeren Frieden. Der Gießer Hans Eger aus Reutlingen erreichte mit dieser Glocke – wie nur wenige Zeitgenossen – die hohe Kunst, einen innenharmonischen reinen Klang zu erzeugen. Die Inschrift auf der Schulter nennt die Namen der vier Evangelisten in gotischer Minuskelschrift.
Inschrift:
lucas + marcus + matheus + johannes Diese Glocke hing bis zum 2. Weltkrieg in der pommerschen Gemeinde Kantreck und wurde Ende des 15. Jahrhunderts gegossen. Ihre Alphabetinschrift (vorwärts und rückwärts geschrieben) verweist auf Jesus als den Anfang und das Ende allen Daseins (Offenbarung 22,13).
Der Name Schiedglocke wurde ihr gegeben, weil sie nach der Kreuzglocke um 15 Uhr zum Andenken an die Verstorbenen geläutet wird. Ihr eigenartiger Klang unterscheidet sich auffallend vom Klangcharakter zeitgleicher Glocken durch einen unklaren Schlagton und einen zur None vertieften Unterton. Die Glocke aus der Zeit des Frühbarocks wurde von Peter Speck, dem Stammvater der berühmten Glockengießerei Edel in Straßburg, gegossen. Sie stammt wohl aus einer Kapelle im Raum Colmar/Elsass und erinnert an den Brauch in vielen Städten, die Ratsherren mit einer eigens dafür vorgesehenen Glocke zu den Beratungen ins Rathaus zu rufen.
Inschrift: S IGNATI ORA PRO NOBIS / VT DIGNI EFFICIAMVR / PRO MISSIONIBVS CHRISTI (Hl. Ignatius, bete für uns, damit wir durch die Heilsversprechen Christi als würdig erachtet werden)
M(agister = Meister) PETER SPECK ZV / STRASBVRG GOS MICH / DEN 9 JANVARI ANNO 1630. Der lothringische Wandergießer Voillard goss nach dem Dreißigjährigen Krieg für Günthersdorf in Schlesien diese frühe Barockglocke aus dem Jahre 1659. Die ausführliche Inschrift nennt den Namen der Honoratioren und Stifter. Die Zeichenglocke mahnt eine halbe Stunde vor Beginn des Gottesdienstes zum Kirchgang. Als Verzierung aufgesetzte Salbeiblätter (salvus = Heil) sollen die feine Gießkunst beweisen.
Inschrift:
ANNO 1659 DIE I OCTOB FUSA EST CAMPANA AD DIE TER OPI MAX GLORIAM B(eatae) V(irginis)
M(ariae) & S IOANNIS BAPT HONOREM SUB PAROCHO MARTINO FRAN MORHOLTZ D(e) HEREDITARIA ILL BARBARA KITZLITZIN NATA ZEDLETZIN ECCL TUTORIBUS MARTINO BRUNTZEL & GEORGI REO(r?)SE FRANCISCUS VOILLARDI ME FECIT
Übersetzung: „Im Jahr 1659 am 1. Oktober wurde die Glocke gegossen zu Ehren des Dreieinigen Gottes, der Jungfrau Maria und St. Johannes des Täufers. Unter dem Pfarrer Martin Franz Morholtz aus dem Erbe der ehrbaren Barbara Kitlitzin geb. Zedlitzin mit den Kirchenältesten Martin Bruntzel und Georg Reorse machte mich Franziscus Voillard.“ Diese 1687 in Stettin gegossene Leihglocke aus Köselitz (heute Koslice im früheren Pommern) hängt außen am Turm in einem kleinen Glockenerker. Es ist eine reine Schlagglocke in Schellenform ohne Klöppel. Sie wird von außen mit dem Uhrhammer angeschlagen und hat die Aufgabe des Stundenvorschlags.
Inschrift:
IN HONOREM DIE ET USUM PUPL DNO FRIDERICO WILHELMO ELECTORE: DNO DANIELE BRUNOVIO PASTORE/ VALENTIN HAIDEMAN: GURGEN WERNER MICHEL HEIDEMAN: TEMPLI PROVISORIBUS EX AERARIO ECCLESIASTICO COSELICENSI ANNO MDCLXXXVII
LORENTZ KOKERITZ GOSS MICH STETTIN
Übersetzung der lateinischen Inschrift:
„Zur Ehre Gottes und zu öffentlichem Nutzen: Zur Zeit des Kurfürsten Friedrich Wilhelm (genannt der Große Kurfürst von Brandenburg) unter dem Pastorat von Daniel Brunovius und durch die Kirchenältesten Valentin Haideman, Werner Gurg, Michel Heideman aus dem Köselitzer Kirchenvermögen im Jahr 1687“ Aus der späten Barockzeit stammt die Reformationsglocke. Sie wurde 1738 von Benjamin Körner in Görlitz für die ev. Gemeinde Seidenberg in Schlesien gegossen. Nach dem Krieg war sie als Leihglocke in der Ulmer Lutherkirche und kam 1993 nach Herrenberg. Die Glocke musste wegen Kriegsschäden zweimal geschweißt werden.
Besonderheiten sind die Knaufkrone und ein in der zierreichen Inschrift enthaltenes Chronogramm.
In der nebenstehenden Inschrift mit Chronogramm werden die römischen Zahlzeichen in Großbuchstaben wiedergegeben. Zählt man die Zahlenwerte zusammen, ergibt sich eine Jahreszahl. Hier das Gussjahr 1738
VERBVM DOMINI MANET IN AETERNVM
SVSPENSA
NVTV ET AVSPICIO
PATRONI ECCLESIAE GENEROSI PII FELICIS
DETLEV HENRICI AB EINSIEDEL
PUBLICE POSUIT D JOH: GOTTLIEB WENTZEL PRAEF: SEIDENBERG DIRECTOR PER BENJAMIN KOERNER GORLICII ANNO 1738
Übersetzung der Inschrift:
„Gottes Wort bleibt in Ewigkeit
(Die Glocke wurde in den Kirchturm) gehängt auf Anordnung und unter der Regierung des edelmütigen, frommen, glückhaften Kirchenpatrons Detlev Heinrich von Einsiedel.
Den Auftrag vergab Dr. Johann Gottlieb Wentzel, Direktor der Praefektur Seidenberg, an Benjamin Körner in Görlitz 1738“ Diese typische Barockglocke wurde 1752 in Speyer von Paulus Strobel für die Kirche im württembergischen Aurich gegossen. 1921 wurde sie von der Gemeinde Flacht erworben und gelangte im Jahr 2000 durch einen Glockentausch an das Glockenmuseum in Herrenberg. Als Predigtglocke erinnert sie an den Wortgottesdienst der Reformierten Kirche, in deren Mittelpunkt die Predigt steht.
Inschrift:
MICH GOS PAVLVS STROBEL VON SPEYER ZV
DER ZEIT IN AVRACH / 1752 / WAR DA PFARRER
M: HOFF / SCHVLTHEIS IOACHIM BALLIER /
BVRGM: IACOB HAERTER / LORENTZ KAAG V:
FRIED: HOSSE / SCHVLM: IOHANN IACOB HOLTZHEYER / IOH: GEORG DIHLMANN / IOH:
GEORG FROSCH / LORENTZ MESSERSCHMID /
HEILIGENPFL: MICHEL HELWART Aus der Zeit des Empires und damit Napoleons stammt die Leihglocke aus dem Ort Wischütz in Niederschlesien. Sie erinnert an die mit dem Allgemeinen Preußischen Landrecht von 1794 und den Stein-Hardenbergschen Reformen endgültig durchgesetzte Schulpflicht in Preußen, später dien ganz Deutschland. Vielerorts erinnerte eine im Kirchturm oder in der Schule aufgehängte Glocke an diese Pflicht. Wahrscheinlich wegen starker Metallverunreinigungen klingt die Glocke dumpf und kurzatmig.
Inschrift: GOSS MICH I. G. MEYER IN LIEGNITZ 1803. Diese Glocke läutete bis 1957 in der Kirche von Kützbrunn bei Tauberbischofsheim. Auf ihr abgebildet ist – wie im Herrenberger Chorgestühl – die Hl. Apollonia. Sie wurde mit Bezug auf ihr Martyrium mit Zange dargestellt und in der Heiligenlegende als Schutzheilige gegen Zahn- und Kopfschmerzen verehrt. Gestiftet von Mitgliedern der Bauhütte, wird die Glocke heute zum Beginn der Arbeitszeit der Bauhütte geläutet.
Inschrift:
Gegossen von Carl Rosenlaecher in Constanz 1875 Die üppige Zier dieser 1877 in Schwäbisch Hall gegossenen Primglocke ist typisch für die Zeit des neugotischen Historismus. Die kleine Primglocke ist die erste Glocke, die – früher um 6 Uhr – heute um 9 Uhr den Arbeitstag einläutet und dabei auch an die Auferstehung Christi erinnert. Häufig ist sie auch die erste Glocke, mit der das Sonntagsgeläut beginnt.
Inschrift:
DEN MENSCHEN EIN WOHLGEFALLEN
GEGOSSEN ANNO MDCCCLXXVII
VON KIRCHDOERFER HALL Die Verzierung dieser romantischen Glocke aus Feldkirch (1909) zitiert Elemente aus der Blütezeit der Glockengießerkunst im späten Mittelalter (Sechshenkelkrone mit Köpfen, Schulterrankenwerk über und spätgotisch anmutendes Rankenwerk unter dem Schriftband, Heiliger Georg auf der Flanke vorne, Heiliger Wolfgang mit Kind hinten).
Mit dem Namen dieser Glocke soll an die Tradition der Feuerglocke erinnert werden. Bei Ausbruch eines Brandes schlug der Turmwächter die Glocke mit kräftigen, schnellen und unregelmäßigen Klöppelschlägen an.
Inschrift:
GEGOSSEN VON GEBR. GRASSMAYR IN FELDKIRCH 1909
P(rä)L(at). R(everendus). D(ominus). DR. GEORGIUS MAYER, REGENS CHUR ET
R(everendus). D(ominus). ANTONIUS BRANDENBERG, CAPELLANUS. ST. WOLFGANG DEDICAVERUNT ME.
ST. GEORGI ET OMNES SANCTI ET SANCTAE DEI INTERCEDITE PRO NOBIS!
PATRINI: JACOB KRATZER ZÜRICH U(nd). AMALIE STOCK ZÜRICH
Übersetzung des lateinischen Textes:
„Der ehrwürdige Herr Dr. Georg Mayer, Leiter des Priesterseminars von Chur, und der ehrwürdige Herr Antonius Brandenberg, Kaplan von St. Wolfgang, weihten mich.
Heiliger Georg und alle Heiligen Gottes bittet für uns!
Stifter: Jakob Kratzer, Zürich und Amalie Stock, Zürich.“ Die alte Herrenberger Wachtglocke ist schon dem 1. Weltkrieg zum Opfer gefallen.
Ihre Funktion hat jetzt diese Glocke von 1924 aus Ulm übernommen. Die Wachtglocke hatte vorwiegend profane Aufgaben. Bei Tagesanbruch und bei Eintritt der Nacht gab ihr Läuten das Zeichen zum Öffnen bzw. Schließen der Stadttore. Sie kündigte außerdem den Wechsel der Wächter an. Bis 2012 läutete diese Glocke zur Eröffnung des Herrenberger Wochenmarktes dienstags und samstags um 8 Uhr.
Inschrift:
DA PACEM DOMINE IN DIEBUS NOSTRIS/
S: WENDELINE ORA PRO NOBIS
(Gib Frieden Herr in unserer Zeit. St. Wendelin, bete für uns) Diese Glocke aus der katholischen Kirche in Tannhausen (Ostalbkreis) wurde 1949 in Straubing gegossen. Sie ist ein Beispiel für die erste Nachkriegsproduktion, die noch nicht die spätere hohe Klangqualität erreichte. Auf der Seite ein Relief der Heiligen Dreifaltigkeit. Die Betglocke läutet in Herrenberg als Abendgebetsglocke um 18 Uhr.Inschrift:
ANTON GUGG IN STRAUBING GOSS MICH 1949 Als Ersatz für die im Krieg vernichteten Herrenberger Glocken wurde 1954 neben der Taufglocke auch die Kreuzglocke in der Glockengießerei Kurtz in Stuttgart gegossen. Bemerkenswert sind ihr reiner Klang und ihre schöne, makellose Gussform.
Die Kreuzglocke läutet zu den Tageszeiten, an denen die Gemeinde der Passion Christi gedenken soll: 11 Uhr Kreuzigung, 15 Uhr Todesstunde Jesu (Bild auf der Flanke: Kreuzigungsgruppe). Der Hammer dient dem Viertelstundenschlag.
Inschrift:
O LAND, LAND, LAND, HOERE DES HERRN WORT
HERRENBERG 1954 Als Ersatz für die im Krieg vernichteten Herrenberger Glocken wurde 1954 neben der Kreuzglocke auch die Taufglocke in der Glockengießerei Kurtz in Stuttgart gegossen. Bemerkenswert sind ihr reiner Klang und ihre schöne, makellose Gussform. Die Taufglocke läutet während des Gottesdienstes zum Taufakt.
Inschrift:
LASSET DIE KINDLEIN ZU MIR KOMMEN Die Angelusglocke rief seit dem Spätmittelalter die Menschen zum Gebet. Noch heute läutet vielerorts die Angelusglocke nach der Betglocke am Abend, so auch in Herrenberg. Diese klar und voluminös klingende Glocke wurde 1962 von dem bedeutenden Gießer Friedrich Wilhelm Schilling in Heidelberg gegossen. Ursprünglich für ein Glockenspiel in der Schweiz wurde 1965 die 3,6 t schwere Gloriosa von Emil Eschmann in Rickenbach gegossen. Nach vielen Irrfahrten gelangte sie 1995 nach Herrenberg.
Sie bildet mit b° den Grundton des Herrenberger Geläuts und wird nur an hohen Feiertagen geläutet. Den Tag über lässt sie den Stundenschlag hören.
Inschriften:
GLORIA IN EXCELSIS DEO ET IN TERRA PAX HOMINIBUS BONAE VOLUNTATIS (Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden den Menschen, die guten Willens sind.)
GLORIOSA (Die Ruhmvolle)
JA ICH KOMME BALD AMEN JA KOMM HERR JESU
DIE GNADE UNSERES HERRN JESU SEI MIT EUCH ALLEN
IM NAMEN GOTTES GOSS MICH EMIL ESCHMANN RICKENBACH WIL 1965 Die Heiliggeistglocke wurde 1997 von der Glockengießerei Bachert in Kochendorf gegossen. Die reine Innenharmonie und die kräftige, helle Klangfarbe machen diese kleine Glocke zur strahlenden Klangkrone des Hauptgeläuts der Stiftskirche und bildet den Übergang zum Zimbelgeläut. Die Heilig-Geist-Glocke wird als Segensglocke am Schluss des Gottesdienstes geläutet.
Inschrift:
VENI CREATOR SPIRITUS (Komm, Schöpfer Geist)
1293 STIFTSKIRCHE HERRENBERG
1993 GLOCKENMUSEUM
GESTIFTET VON DEN MITARBEITERN DER BAUHÜTTE 1997 Diese Glocke wurde 1999 zur Jahrtausendwende in der Glockengießerei Bachert in Heilbronn als Millenniumsglocke gegossen. Dieter Eisenhardt schuf die aussagekräftige Glockenzier mit Bezügen zur Geschichte Herrenbergs. An den Kronenbügeln sind historische Herrenberger Persönlichkeiten abgebildet. Die Inschrift „Christianopolis“ unter der Silhouette der Stadt Herrenberg erinnert an den utopischen Roman von Johann Valentin Andreae. Die Inschrift „Siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ stellt die Stadt unter den Schutz Gottes. Die Inschrift „Du sollst den Feiertag heiligen“ weist auf den Dienst der Dominika als Sonntagsglocke hin.
Inschriften:
DOMINIKA (Die dem Herrn Geweihte)
ANNO DOMINI 2000 (im Jahre des Herrn 2000)
DU SOLLST DEN FEIERTAG HEILIGEN
SIEHE ICH BIN BEI EUCH ALLE TAGE BIS AN DER WELT ENDE
CHRISTIANOPOLIS (Christenstadt)
250 JAHRE ZWIEBEL – FÖRDERVEREIN DER STIFTSKIRCHE HERRENBERG Als Ersatz für die 2016 stillgelegte Guldenglocke wurde 2020 in der Firma Bachert/Neunkirchen die „CAMPANA ORATIONIS DOMINICAE“ (Glocke des Herrengebets) in überschwerer Rippe gegossen. Sie läutet in jedem Gottesdienst zum Vaterunsergebet. Ausführliche Informationen zur Entstehungsgeschichte und zur reichhaltigen Zier der Glocke finden sich unter dem Link DIE NEUE VATERUNSER-GLOCKE Jahrhunderte lang war die Guldenglocke die größte Glocke im Oberen Gäu. Ihr volkstümlicher Name geht darauf zurück, dass früher ein Gulden zu bezahlen war, wenn zu Beerdigungen oder Hochzeiten ihr Läuten zusätzlich zu den kleineren Schwestern gewünscht wurde. Ihre Abnahme im II. Weltkrieg führte, wie sich später herausstellte, zu Beschädigungen im Innern der Glocke, die seit 1998 immer wieder neue Rissbildungen bewirkten. Nach zwei letztlich erfolglosen Schweißungen musste die Glocke deshalb 2016 stillgelegt und im Gesamtgeläute durch die neue Vaterunserglocke ersetzt werden.
Inschrift: ZV DER EHRE GOTTES LEITE ICH / MARTIN MILLER VND MEIN SOHN HANS MILLER ZV ESSLINGEN GOSEN MICH / ANO 1602 Zur Galerie im zweiten Stock der Glockenstube führt eine Treppe hinauf. Dort hat die Bauhütte zentral einen Stahlglockenstuhl aufgerichtet mit elf Zimbelglocken aus den Jahren 1998 bis 2002. Diese Zimbelglocken wurden je einzeln von den bis heute noch arbeitenden Glockengießereien in Deutschland, Österreich und der Schweiz gegossen und für ein späteres Glockenspiel genau aufeinander abgestimmt. Auffallend sind die sehr verschiedenen Glockenformen, Joche und Klöppel der einzelnen Gießereien.
Weitere Abbildungen der Zimbelglocken siehe Menüpunkt GLOCKENGIESSER Wenn in einer Kirche nach dem Abtransport der Gemeindeglocken alle Glocken fehlten, wurden oft Eisenstäbe oder Bombenhülsen als Notglocken verwendet. Diese beiden Bremstrommeln von einem Armeelastwagen waren nach dem 2. Weltkrieg im Kirchturm in Weiler bei Göppingen aufgehängt. Sie wurden zum Gottesdienst von Hand mit einem Hammer angeschlagen. Seit dem Sommer 2012 beherbergt das Glockenmuseum auf dem Herrenberger Stiftskirchenturm ein herausragend gestimmtes Carillon mit 50 Glocken (b’, c’’- c’’’’’’) das dreimal am Tag ein weltliches oder geistliches Lied automatisch erklingen lässt und zusätzlich die liturgischen Läutezeiten am Morgen, Mittag und Abend mit einer entsprechenden Melodie einleitet und erläutert.
Dazu werden auch Carillonkonzerte außerhalb der liturgischen Läutezeiten veranstaltet. Mit Fördermitteln der Anton und Petra Ehrmann-Stiftung, der Stadt Herrenberg, der Bauhütte der Stiftskirche Herrenberg, 49 Glockenpaten und vielen Einzelspendern konnte die Glocken von der „Königlichen Glockengießerei Eijsbouts“ in Asten gegossen und das Instrument anschließend auf dem Herrenberger Stiftskirchenturm eingebaut werden. Die 1964 von der Firma Rincker in Sinn gegossene Glocke hing ursprünglich im Montagegemeindehaus Stuttgart-Birkach. Heute läutet die im Dachreiter der Stiftskirche aufgehängte Glocke am Ende eines jeden Gottesdienstes zum Segen.
Inschrift: DEIN NAME WERDE GEHEILIGT Die vor der Kirche aufgestellte Maxima ist die größte Glocke des Glockenmuseums Stiftskirche Herrenberg. Sie wurde in der Eifeler Glockengießerei für die Basilika in Echternach/Luxemburg gegossen. Dort läutet heute ein Zweitguss. Die Glocke erinnert an die Neuordnung der niederländischen Bistümer im Jahr 1853. Auf dem Schulterfries zeigt die Glocke das Wappen des Erzbischofs von Utrecht und die Wappen der sechs weiteren Bischöfe der Niederlande (Breda, Haarlem, Roermond, Rotterdam, Groningen und ´s Hertogenbosch). Auf der Seite das niederländische Löwenwappen und das Bild des Missionars Willibrord.
Inschrift:
A(nno) D(omini) MCMLIII/ CVM EPISCOPALIS HIERARCHIAE IN NEDERLANDIA FELICITER RESTITVTAE SAECVLARIA FESTA AGERENTVR/ FAVSTO RERVM SVCCESSV GAVISA ECCLESIA NEDERLANDIAE CATHOLICA/ CVI TVNC PRAEERAT ARCHIEPISCOPUS JOHANNES CARDINALIS DE JONG/ ME BASILICAE ECTERNACENSI D(onum)
D(edicavit)/ VT PIAE S(ancto) WILIBRORDO AGENTVR GRATIAE/ QVI BATAVORVM GENTI LVMEN OLIM S(ancti) EVANGELII ATTVLISSET.
VINDICAMUS HEREDITATEM
FIDEI MAGISTER
MAGISTRI H. A. MARK ARTE IN BROCKSCHEID
A(nno) D(omini) MM FUSA SERVANDAM TRADO
Übersetzung der lateinischen Inschrift:
„Im Jahre des Herrn 1953, als die Jahrhundertfeiern stattfanden zur glücklich erfolgten Wiedererrichtung der bischöflichen Hierarchie in den Niederlanden, hat die über den günstigen Verlauf der Dinge von Freude erfüllte katholische Kirche der Niederlande, welcher damals Erzbischof Johannes Kardinal de Jong vorstand, mich als Geschenk der Basilika von Echternach gegeben, um den frommen Dank abzustatten dem Hl. Willibrord, der einst dem Volk der Bataver das Licht des Hl. Evangeliums gebracht hatte.“
Inschrift unter dem Löwenwappen des Königreichs der Niederlande: „Wir sind dem Erbe verpflichtet“
Inschrift unter dem Bild Willibrords: „Lehrer des Glaubens“
Inschrift auf dem Holm: „Von Meister H.A. Mark in Brockscheid im Jahre des Herrn 2000 in der althergebrachten Tradition der Glockengießer gegossen.“Karolingerglocke
Haithabuglocke
Ascharaglocke
Armsünderglocke
Osanna
Mittagsglocke
Schiedglocke
Ratsglocke
Zeichenglocke
Schlagglocke
Reformationsglocke
Predigtglocke
Schulglocke
Apollonia
Primglocke
Feuerglocke
Wachtglocke
Betglocke
Kreuzglocke
Taufglocke
Angelusglocke
Gloriosa
Heiliggeistglocke
Dominika
Vaterunserglocke
Guldenglocke
Zimbelglocken
Notglocken
Carillon
Segensglocke
Maxima