Glockengießer

Rogate

Rogate




 

 

Cantate

Cantate




 

 

Jubilate

Jubilate




 

 

Benedicate

Benedicate




 

 

Exultate

Exulate




 

 

Aschara

Aschara




 

 

audite

Audite




 

 

Magnificate

Magnificate




 

 

Adorate

Adorate




 

 

Minima

Minima




 

 

Laudate

Laudate




 

 

Glockenguss

Glockenguß

Im Jahr 1998 gab das Glockenmuseum Stiftskirche Herrenberg ein Zimbelgeläut in Auftrag und zwar nicht an eine einzelne, sondern an mehrere Gießereien, d. h. an alle noch bestehenden großen Gießereien im deutschsprachigen Raum. Das Zimbelgeläut sollte den Tonraum einer Oktave umfassen. Da die Glocken also nicht aus einem Guss stammten, war es eine Herausforderung für jeden einzelnen Gießer, seine Glocke genau auf die anderen Glocken abzustimmen. Es gelang den Gießern tatsächlich, im Herrenberger Zimbelgeläut aus einzelnen heterogenen Glocken einen einheitlichen Klangkörper zu schaffen. Und es sind damit alle zeitgenössischen Gießer aus der Bundesrepublik, aus Österreich und der Schweiz mit mindestens einem Beispiel in Herrenberg vertreten.


 

Glockengießerei A. Bachert in Karlsruhe

Bereits 1773 gründete Kaspar Bachert im badischen Dallau eine Gießerei, doch erst im 19. Jahrhundert gewann der Glockenguss neben der Herstellung von Messinggeräten eine zunehmende Bedeutung. Aus dieser Zeit stammt die von Martin Bachert 1855 gegossene Ratsglocke (ges''). 1823 wurde eine Glockengießerei in Kochendorf gegrün­det, die 1900 den Dallauer Betrieb übernahm und bis 1987 Bestand hatte. 1904 gründeten zwei Familienmitglieder in Karlsruhe die Glockengießerei Gebrüder Bachert. Deren Tradition lebte in der Karlsruher Glockengießerei fort.
Die Glockengießerei A. Bachert in Heilbronn entstand erst 1946. Sie übernahm 1988 den ein Jahr zuvor in Konkurs gegangenen Kochendorfer Betrieb und setzt als einziger überlebender Familienzweig die Bachertsche Gießtradition fort. 2003 siedelte sie auf das Gelände der ehemaligen Karlsruher Glockengießerei über. Die Gießhütten in Heilbronn und Kochendorf wurden hingegen geschlossen. Seit 2004 wird ausschließlich in Karlsruhe gegossen. Für Herrenberg goss Albert Bachert 1997 die Heiliggeistglocke (f'') und 1999 die Rogate (b'') in einer Duroktavrippe sowie die Dominica (c') als Millenniumsglocke. Letztere grundiert das sonntägliche Hauptgeläute.
Lit.: Theo Fehn: Der Glockenexperte, Bd. 2. Karlsruhe 1992, S. 532-536.


 

Eifeler Glockengießerei in Brockscheid

Bis 1620 ist die Eifeler Glockengusstradition zurückzuverfolgen, die von miteinander verwandten Wandergießern in der Eifel, Belgien und Luxemburg ausgeübt wurde. In der nachnapoleonischen Zeit heiratete die aus dem sächsischen Reichenbach stammende und mittlerweile ins Rheinland ausgewanderte Familie Mark in die Wandergießerdynastie ein.
1840 ließ sich die Familie August Mark in Brockscheid nieder und gründete dort eine ortsfeste Gießerei. Diese wird inzwischen in der sechsten Generation betrieben. Für Herrenberg goss Hans August Mark im Jahre 2000 die Cantate (c''') und die Maxima (f°). Die letztgenannte Großglocke wurde ursprünglich als größte Glocke für die Kathedrale in Echternach/Luxemburg gegossen. Sie soll später im Glockengarten hinter der Kirche aufgehängt werden.
Lit.: Bernhard Bonkhoff: Die Glocken des Saarlandes.
Saarbrücken 1997, S. 80
Karl Walter: Glockenkunde. Regensburg 1913, S. 817.


 

Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck

Seit 1599 Bartlme Grassmayr seine erste Glocke in Tirol goss, besteht die Glockengusstradition nunmehr schon seit 14 Generationen in der Familie. Aus der ursprünglichen Gießerei Grassmayr in Habichen im Ötztal entstanden die Seitenlinien in Brixen (Mitte 17. Jh. bis 1873) und Feldkirch (1785 - 1914). 1836 zog die Stammgießerei von Habichen nach Innsbruck um, wo sie bis zum heutigen Tag als einzig verbliebener Familienzweig arbeitet.
Die Firma Grassmayr, deren Glocken in fast 100 Staaten der Erde erklingen, kann sich zurecht als die größte und führende Glockengießerei Österreichs bezeichnen. Für Herrenberg goss Peter Grassmayr 1998 die Jubilate (es'''). Außerdem stammt von der 1914 geschlossenen Firma Gebrüder Grassmayr in Feldkirch die 1909 gegossene Feuerglocke (e'') des Museums.
Lit.: Andreas Weissenbäck und Pfundner, Josef: Tönendes Erz. Graz 1961, S. 153 f., 163-166, 172 f., 230 f.
Karl Walter: Glockenkunde. Regensburg 1913, S. 743-744.


 

Karlsruher Glocken- und Kunstgießerei

Der Vorläufer der heutigen Gießerei entstand 1904 durch die Gründung der Glockengießerei Gebrüder Bachert, die sich von der Kochendorfer Firma Bachert abspaltete. Nach dem Ableben der beiden Bachertbrüder Alfred und Karl 1967 wurde der Betrieb 1982 unter der Familie Schad mit der Heidelberger Glockengießerei zur Karlsruher Glocken- und Kunstgießerei vereinigt und später von der Familie Schneider-Andris geleitet. Zu einer weiteren Fusion kam es 1998 mit der Glockengießerei Perner in Passau, die den Betrieb Ende 2002 schloss. 2003 übernahm die Glockengießerei Bachert aus Heilbronn das Gelände. Seit 2004 gießt sie ausschließlich in Karlsruhe. Für Herrenberg gossen 1998 Karin Schneider-Andris die Benedicate (d''') und Exultate (f''') und 2001 Armin Falkenberg die Mollsextglocke Glorificate (d''').
Lit.: Theo Fehn: Der Glockenexperte, Bd. 2. Karlsruhe 1992, S. 534
Kurt Kramer: Beiheft zur Glocken-MC Baden-Hohenzollern. München 1990, S. 40-42.


 

Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer

Bereits im 19. Jahrhundert goss man in Lauchhammer sporadisch Glocken, die Hauptaktivität fiel jedoch in die Zwischenkriegszeit. 1939 wurde der Glockenguss eingestellt. Erst nachdem die Glocken- und Kunstgießerei Rincker in Sinn 1993 die Firma übernommen hat, werden seit 1994 wieder Glocken gegossen, vorrangig für Ostdeutschland. 1996 wurde in Lauchhammer der Nachguss der aus dem 12. Jahrhundert stammenden Bienenkorbglocke aus Aschara (es'') für das Glockenmuseum Stiftskirche Herrenberg bewerkstelligt.
Lit.: Die Auslese, Jahrgang 2001, Heft 1, S. 5 f.


 

Glockengießerei Rudolf Perner in Passau

Die Glockengießerei Perner führt sich auf Johannes Perner zurück, der um 1710 in Pilsen eine Gießhütte errichtete. Diese stellte 1905 ihren Betrieb ein. Ende des 18. Jahrhunderts gründete ein Familienzweig in Budweis eine weitere Glockengießerei, die bis zum Kriegsende Bestand hatte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Familie aus Budweis vertrieben, konnte aber bereits 1947 in Passau eine neue Gießerei aufbauen. Diese beliefert neben vielen Teilen der Welt schwerpunktmäßig Bayern und Südosteuropa. 1998 übernahm die Firma Perner auch die Karlsruher Glocken- und Kunstgießerei, deren Karlsruher Standort allerdings bereits 2002 aufgegeben wurde. Für Herrenberg goss Rudolf Perner im Jahre 2002 die Audite (e''').
Lit.: Andreas Weissenbäck und Pfundner, Josef: Tönendes Erz. Graz 1961, S. 233
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Glockengießereien (Hrsg): Glocken, Einlage der Firma Perner
Karl Walter: Glockenkunde. Regensburg 1913, S. 837.


 

Glocken- und Kunstgießerei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher

Die Familie Petit gehörte ursprünglich zu den lothringischen Wandergießern. Verschiedene Familienmitglieder gossen ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Glocken in den Niederlanden und Nordwestdeutschland. Erst 1787 entstand in Gescher eine ortsfeste Niederlassung.
Nach dem Aussterben der Petits wurde die Gießerei 1843 durch die mit ihnen verwandten Gebrüder Edelbrock fortgeführt und erhielt den heutigen Namen. Allerdings starben auch die Edelbrocks aus, so dass der Betrieb 1912 durch die verwandte Familie Hüesker übernommen wurde. Diese gießt heute bereits in der dritten Generation. Für Herrenberg schuf die Firma im Jahr 2000 die Magnificate (as'').
Lit.: Firmenbroschüre der Glocken- und Kunstgießerei Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher
Karl Walter: Glockenkunde. Regensburg 1913, S. 840 f.


 

Glocken- und Kunstgießerei Rincker in Sinn

Von den sieben größten in Deutschland noch tätigen Glockengießereien ist die Firma Rincker die älteste. Bereits 1590 wird ein Glockengießer Hans Rincker erstmals erwähnt. Seine Söhne lassen sich in Asslar bei Wetzlar nieder. Im 18. Jahrhundert gründen Seitenlinien in Osnabrück, Eberfeld, Volmarstein und Leun an der Lahn neue Betriebe. Erst 1817 übersiedelt die Stammfamilie nach Sinn bei Herborn. Hier vollzieht sich ab 1821 der Übergang zur ortsfesten Gussstätte, die bis heute besteht.
Nach der Wiedervereinigung übernahm die Familie Rincker 1993 auch die Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer, die einzige heute in Ostdeutschland bestehende Glockengießerei. 1964 gossen Curt und Fritz Rincker die künftig im Dachreiter hängende Segensglocke (b''), und Hanns Martin Rincker goss 1998 die Adorate (g'') sowie 1999 die Minima (g''').
Lit.: Arbeitsgemeinschaft Deutscher Glockengießereien (Hrsg): Glocken, Einlage der Firma Rincker
Gustav Ernst Köhler: Die Glockengießer Rincker. Gießen 1960
Karl Walter: Glockenkunde. Regensburg 1913, S. 848-851.


 

Glocken- und Kunstgießerei Rüetschi in Aarau

Beginnend mit Walter Reber lässt sich ab 1367 im schweizerischen Aarau eine durchgängige Glockengießertradition nachweisen. Viele Familien folgten dabei aufeinander. Die zwischen 1838 und 1917 in Aarau wirkende Glockengießerfamilie Rüetschi gab bis heute der seit 1920 bestehenden Aktiengesellschaft den Namen.
Die Glockengießerei Rüetschi ist die einzige überlebende Glockengießerei in der Schweiz und kann im ganzen deutschsprachigen Raum auf die mit Abstand längste Glockengusstradition zurückblicken. Für Herrenberg goss die Firma 1998 die Laudate (a'').
Lit.: Theo Fehn: Der Glockenexperte, Bd. 2. Karlsruhe 1992, S. 490-493
Karl Walter: Glockenkunde. Regensburg 1913, S. 857-859.


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